Übergang vom Kindergarten zur Schule
Der Übergang (Transition) vom Kindergarten zur Schule stellt für viele Eltern und Kinder eine bedeutende Phase dar. Insbesondere in Wien erleben wir oft, dass Kinder erst im letzten Jahr des Kindergartens einen Platz bekommen, was den Übergang zusätzlich herausfordernd macht.
Sobald die Kinder sich gut eingelebt haben, enge Bindungen zu den Erwachsenen im Kindergarten aufgebaut haben und in ihrer kognitiven sowie handlungsbezogenen Entwicklung Fortschritte machen können, tritt bereits die Phase der „Ablösung“ ein. Diese Phase stellt sowohl für die Kinder als auch für die Eltern (welche eventuell zum ersten Mal eine Annahme ihres Kindes und Unterstützung erleben dürfen) eine erhebliche Herausforderung dar.
Um die Eltern auf diesen Übergang vorzubereiten und ihnen Tipps sowie Anregungen zu geben, haben wir einige Ideen gesammelt. Bitte beachten Sie jedoch, dass jedes Kind im Autismus-Spektrum individuell ist, daher möglicherweise nicht alle Anregungen für jedes Kind passend sind. Ebenso sind die Schulformen in Wien sehr unterschiedlich, daher empfehlen wir, die für Sie relevanten Informationen zu prüfen.
Für viele unserer autistischen Kinder ist der Begriff „Schule“ etwas Unbekanntes und Neues. Dies kann zu einem Gefühl der Unsicherheit, der fehlenden Struktur und Routinen führen, was sich oft in unruhigem Verhalten wie starkem Stimming, Stereotypien, Weinen oder sogar aggressivem Verhalten äußert. Es ist wichtig, dass die Eltern darauf vorbereitet sind, dass diese Veränderung Auswirkungen auf ihr Kind haben kann. (Auch noch Wochen oder Monate nach dem Wechsel!)
Hier sind einige mögliche Erklärungen für die Schwierigkeiten, die das Kind haben könnte, sowie einige Anregungen:
Schulbeginn und Struktur: In dieser sensiblen Zeit ist es hilfreich, dass das Leben des Kindes so strukturiert wie möglich ist, um Orientierung zu bieten. Neue Therapien sollten möglicherweise nicht gleichzeitig begonnen werden.
Routine vor dem Schulbeginn: Es wäre ratsam, so früh als möglich (Frühling vor dem Schulbeginn, spätestens im Juni) eine feste Schlafens- und Aufstehzeit festzulegen, um dem Kind einen Rhythmus zu geben, der das Aufstehen am Morgen erleichtert.
Begehen des zukünftigen Schulweges bzw. Besuch des Klassenraums: Angesichts der Bedeutung von Routinen für Kinder im Autismus-Spektrum, insbesondere da der Weg zum Kindergarten bekannt und routinemäßig war, ist es ratsam, den Schulweg im Sommer zu einer entspannten Routine zu machen. Wenn möglich ist es sinnvoll den Klassenraum bereits im Vorfeld zu besichtigen, Kontakt zu den neuen „Bezugspersonen“ aufzunehmen und die neue Umgebung vertrauterer zu machen. Dies kann die Angst vor dem Unbekannten etwas mindern. (Für Kind und Eltern!)
Umgang mit neuen Reizen: Ein Schulgebäude bietet viele neue Reize, auf die das Kind reagieren muss, wie neue Räume und eine andere Akustik. Wenn das Kind lärmempfindlich ist, können Kopfhörer hilfreich sein. Auch das Tragen von Sonnenbrillen kann helfen, sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
Visualisierung und Planung: Ein visueller Zeitplan oder ein Timer kann dem Kind im Klassenraum Orientierung bieten.

Dies ist besonders wichtig, wenn das Kind kein Zeitgefühl hat oder die Dauer seines Aufenthalts in der Schule nicht versteht. Wichtig! Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das Kind ein Verständnis für Piktogramme besitzt. Falls dies nicht der Fall ist, können Fotos verwendet werden. Zusätzlich muss das Kind das WENN-DANN-Prinzip verstehen können. Wenn diese grundlegenden Fähigkeiten (Vorläuferfähigkeiten) nicht vorhanden sind, kann das Kind überfordert sein und möglicherweise mit aggressivem oder autoaggressivem Verhalten reagieren.
Rituale, Stereotypien, Übergangsobjekte: Übergangsobjekte (selbstgewählte oder angelernte) spielen eine wichtige Rolle für viele Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) im Kindergarten. Dazu gehören auch Rituale, bestimmte Abläufe am Morgen, sowie Stereotypien, die als Bewältigungsmechanismus dienen. Es ist wichtig, sich dieser Bedeutung bewusst zu sein und diese Informationen den Eltern sowie den zukünftigen Lehrkräften zu kommunizieren.
Fachassistenz und Informationen für Lehrer: Kinder in Integrationsgruppen oder Regelgruppen haben die Möglichkeit, eine Fachassistenz zu bekommen. Es ist wichtig, den zukünftigen Lehrern so viele Informationen wie möglich über das Kind zukommen zu lassen. Hierfür kann ein vorbereiteter Steckbrief hilfreich sein, der die Vorlieben, beruhigenden Aktivitäten, Ängste und Hilfebedarfe des Kindes beschreibt.
Unter dieser Anleitung: „Kurzfassung nächste Schritte zu Schulbeginn“ finden Sie Informationen für den Übergang Kindergarten zur Schule (für Wiener Schulen ausgelegt)